Victor Klemperer "LTI (Lingua Tertii Imperii) Notizbuch eines Philologen" (1947) - (die Sprache des Dritten Reiches) - Werk - Wirkung - Warnung 

Ein Vortrag von Prof. Dr. Rosemarie Gläser (Dresden)

Mittwoch, 5. September 2018 | 19.30 Uhr | Kathedralforum Dresden 
(Haus der Kathedrale | Schloßstr. 24 | 01067 Dresden)

Victor Klemperers bedeutsames Nachkriegswerk ist ein auto-biographisch geprägtes und zugleich zeitgeschichtliches Aufklärungsbuch über die Verbreitung nationalsozialistischer Denk- und Sprechweisen in der Alltagskommunikation in nahezu allen Lebensbereichen sowie über die Manipulation einfacher und gutgläubiger Menschen, darunter auch Angehöriger der jüdischen Bevölkerung, durch die Nazipropaganda in den Jahren zwischen 1933 und 1945.

Der Romanist, Literaturwissenschaftler, Publizist und Hochschullehrer Victor Klemperer (1881 – 1960) untersucht in seinem „Notizbuch eines Philologen“ in einer Folge von Essays das Vokabular des NS-Staates in Presse, Rundfunk und öffentlichen Reden. Thematische Schwerpunkte seiner kritischen Sprachanalyse, die in dem Vortrag erörtert werden, sind die antisemitische Rassenlehre; das Vokabular des Militärs und der Kriegsführung; Bezeichnungen für Propagandaaktionen zur Mobilisierung der Volksmassen sowie die innenpolitische Einflussnahme des NS-Regimes auf Personennamen und die außenpolitische Festlegung geographischer Namen für die im Krieg besetzten Gebiete.

Aufschlussreich sind Victor Klemperers Gesprächsanalysen in konfliktären oder kooperativen Situationen, im Nazi-Jargon oder familiären Umgangston. Durch seine Problemsicht und empirische Methode wurde Victor Klemperer zum Vordenker auf solchen Gebieten der Linguistik, die erst in späteren Jahrzehnten theoretische Gestalt annahmen. Erneut aktuell ist sein Werk LTI als Warnung vor Begriffen und Bezeichnungen der NS-Zeit für populistische Zwecke in der Gegenwart.

Unser Mitglied Prof. Dr. habil. Rosemarie Gläser, in Dresden geboren, studierte von 1954 bis1959 an der Universität Leipzig Anglistik, Amerikanistik, Germanistik und Pädagogik. Dort promovierte sie 1962 auf dem Gebiet der Lexikologie der englischen Sprache, habilitierte sich 1969 und wurde noch im gleichen Jahr zur Hochschuldozentin berufen. Intensiv beschäftigte sie sich mit Fachsprachen des Englischen und erhielt 1980 eine außerordentliche Professur für Englische Sprache. 1992 folgte eine Berufung für Angewandte Sprachwissenschaft am Fachsprachenzentrum der Universität Leipzig.

Nach ihrer Emiritierung im Jahr 2000 widmete sie sich der Pflege der jüdischen Erinnerungskultur und beschäftigte sich eingehend mit dem Leben und Werk Victor Klemperers und seiner Ehefrauen Eva und Hartwig, insbesondere über deren Mitwirkung bei der Rettung und Veröffentlichung seiner Tagebücher.

Der Eintritt ist frei. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie den Freundeskreis Dresdner Synagoge e.V.!

Herzlich willkommen!

Eine gemeinsame Veranstaltung des Freundeskreises Dresdner Synagoge e.V., der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und des Kathedralforums Dresden der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.